Das Kabinett hat erstmals eine umfassende Startup-Strategie der Bundesregierung verabschiedet, nachdem das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz bereits den ersten Entwurf im Juni vorgelegt hat. Mit dem 10-Punkte Programm will die Ampelkoalition aus SPD, FDP und Grünen die Bedingungen für das Startup-Ökosystem in Deutschland verbessern. Nach Angaben der Startup Beauftragten Dr. Anna Christmann (Grüne) - die maßgeblich an der Erarbeitung des 30-seitigen Dokuments beteiligt war, sollen die Maßnahmen noch in dieser Legislaturperiode umgesetzt werden.
Seit der Gründung der IE.F im Jahr 2016 haben wir unsere Vision und unsere Arbeit darauf ausgerichtet, die Rahmenbedingungen für Startups und Scaleups in Deutschland und Europe zu verbessern und sie angemessen zu unterstützen. Das nun veröffentlichte Dokument gibt all jenen Hoffnung, die sich für einen starken heimischen Gründerstandort einsetzen. Nun richtet sich unsere Aufmerksamkeit darauf, wie die Bundesregierung das 10-Punkte-Programm realisieren und den Erfolg der Umsetzung messen wird. Wir wollen die Ampelkoalition bei der Umsetzung ihrer ehrgeizigen Ziele beherzt unterstützen und die Ausführung ihrer Ziele in der laufenden Wahlperiode genau beobachten und flankieren.
Diese in der Strategie dargelegten Eckpfeiler halten wir für besonders relevant:
Startups die Gewinnung von Talenten erleichtern und Mitarbeiterbeteiligung attraktiver ausgestalten
Mit unserer Studie “#ESOPasap Faire Mitarbeiterbeteiligung in Startups - mit Unternehmergeist Innovation und Wachstum beschleunigen”
haben wir gemeinsam mit dem Bundesverband Deutsche Startups e.V. bereits im Jahr 2020 auf detaillierte Umsetzungsmöglichkeiten hingewiesen, wie die rechtlichen und steuerlichen Rahmenbedingungen für Mitarbeiterbeteiligung in Deutschland international wettbewerbsfähig werden. Gerade für Startups ist diese Woche zentral, weil sie als junge Firmen mit den Gehältern großer Unternehmen oft nicht mithalten können. Mitarbeiterbeteiligungen können diesen systemische Nachteil ausgleichen und so Mitarbeiter*innen eine Teilhabe am wirtschaftlichen Erfolg des Unternehmens gewährleisten. Erfreulich ist, dass die Ampelkoalition plant, die Mitarbeiterkapitalbeteiligung attraktiver auszugestalten - beispielsweise durch die Anpassung der Einkommensteuer. Wie genau sie diese Ausgestaltung genau umsetzen will, wird allerdings nicht konkretisiert.
Finanzierung für Startups stärken
In der 2018 veröffentlichten Studie “Treibstoff Venture Capital - Wie wir Innovation und Wachstum befeuern” haben wir zusammen mit Roland Berger und dem Bundesverband Deutscher Kapitalbeteiligungsgesellschaften (BVK) auf den Rückstand des Venture-Capital Marktes insbesondere im Bereich der Wachstumsfinanzierungen in Deutschland hingewiesen. Die Ursachen für die Schwäche des deutschen Venture-Capital-Marktes hängen an dieser Stelle eng mit der Tatsache zusammen, dass deutsche institutionelle Investoren wie Pensionskassen und Versicherungen nur in geringem Umfang in Venture-Capital investieren. Die Bundesregierung hat sich eine adäquate Finanzierung von Start-ups zu Herzen genommen und priorisiert Maßnahmen zu deren Förderung. Es ist daher von entscheidender Bedeutung, dass die Bundesregierung u.a. die Kapitalmarktorientierung institutioneller Investoren in Deutschland ausbauen will. Zusammen mit privaten Investoren sollen rund 30 Milliarden Euro an Wagniskapital für Startups mobilisiert werden.
Startup-Kompetenzen für öffentliche Aufträge erleichtern
Der Staat fördert Startups wo er nur kann. Doch neben Kapital und den richtigen Rahmenbedingungen brauchen Startups vor allem auch den Staat als Auftraggeber und Treiber von Nachfrage. Dafür müssen insbesondere vereinfachte, professionelle und digitale Vergaberichtlinien eingesetzt werden, damit Startups eine realistische Chance haben, an öffentliche Aufträgen zu gelangen. Es ist zu begrüßen, dass die Bundesregierung schnelle Entscheidungen in öffentlichen Vergabeverfahren fördern will und versucht, die Hürden bei Ausschreibungen zu senken - zum Beispiel durch die Einrichtung eines zentralen Bekanntmachungsdienstes, über den die Bekanntmachungsdaten zu möglichst allen Vergabeverfahren in Deutschland abgerufen werden können. Dennoch muss der organisatorische und administrative Aufwand, insbesondere das streng formalisierte Vergabeverfahren, deutlich reduziert werden. Auf diese Weise profitiert der Staat nicht nur von innovativen Produkten/Dienstleistungen, sondern setzt gleichzeitig Impulse für das gesamte Startup-Ökosystem.
Über die Internet Economy Foundation (IE.F)
Die IE.F setzt sich seit 2016 ein für bessere digitale Infrastruktur, die notwendigen Rahmenbedingungen für Startups und Scaleups sowie für faire Regulierung und Wettbewerb auf dem Markt. Sie wurde mit dem Ziel gegründet, in der dynamischen Welt des Internet eine neugierige Denkfabrik, ein unabhängiger Ratgeber und kompetenter Dialogpartner zu sein. Sie ist wegweisende Stimme für Politik, Wirtschaft und Gesellschaft, die Information über neueste Entwicklungen liefert und die Interessen der deutschen und europäischen Internetwirtschaft im globalen Kontext identifiziert.