Neue Studie mit 5 Handlungsempfehlungen, um Desinformation im Netz effektiv einzudämmen
Desinformation im Internet, vor allem über soziale Medien verbreitet, wird zunehmend zur Bedrohung für den gesellschaftlichen Zusammenhalt und unsere westlichen Demokratien. In ihrer neusten Studie, „Demokratie und Desinformation“ macht sich die Internet Economy Foundation für konkrete Maßnahmen stark, um der Bedrohung mit einheitlichen Standards und mehr Transparenz zu begegnen.
Seit einiger Zeit werden große Digitalplattformen zunehmend nicht mehr als Heilsbringer für offene Gesellschaften wahrgenommen, sondern vielmehr als gefährliche Instrumente der Wahl- und Meinungsmanipulation. Trotzdem beziehen 73% der 18 bis 29-jährigen und 68% der 30 bis 49 Jahre alten Europäer ihre Nachrichten täglich über Online-Kanäle. Digitale Plattformen wie Facebook oder Twitter fungieren dabei immer mehr die Stellung traditioneller Medienquellen ein – doch über sie lassen sich Informationen ungefiltert verbreiten.
Nun formt sich zunehmend Widerstand gegen die enorme Marktmacht der großen Internetkonzerne Facebook, Google oder Twitter und ihre Rolle als neue Form der globalen Massenkommunikation. Zwar suchen Politiker auf beiden Seiten des Atlantiks nach Antworten auf dieses Problem. Die richtigen Lösungsansätze wurden bisher aber nicht gefunden – denn digitale Plattformen sind weder klassische Medien noch reine Infrastrukturanbieter. Daher ist es schwer, die neuen Grenzen zwischen Pressefreiheit und Haftung bzw. Verantwortung zu finden.
Seit ihrer Gründung im Frühjahr 2016 setzt sich die IE.F für Wettbewerb und faire Bedingungen in der Digitalwirtschaft ein. Von der wachsenden Monopolisierung durch wenige große Plattformen ist nun auch zunehmend der Informationskreislauf im Internet betroffen. Die Studie soll deshalb den nötigen Kontext liefern, damit Regierungen, die kritische Öffentlichkeit und Plattformen gemeinsam Lösungen für diese Problemstellung finden können.
Die zentralen Handlungsempfehlungen der Studie:
- Einheitliche Kriterien zum Umgang mit Falschnachrichten schaffen
- Das Bewusstsein für Online-Manipulation schärfen
- Politische Werbung einheitlich regulieren
- Nutzern (mehr) Kontrolle über die Auswahl von Inhalten geben
- Das Recht auf Nutzeranonymität schützen
"Um zu verstehen, wie die großen US-Plattformen ihre Inhalte für den einzelnen Nutzer auswählen, muss man sich ihr dahinterstehendes Geschäftsmodell vor Augen führen. Im letzten Jahr hatten Facebook und Google alleine einen Anteil von 60% am globalen Online-Werbemarkt," so Clark Parsons, Geschäftsführer der IE.F. Das Anzeigengeschäft ist verantwortlich dafür, wie überaus profitabel Plattformen sind. Dabei gilt – je länger ein Nutzer auf der Seite bleibt, umso mehr Werbung lässt sich verkaufen. Ein Nutzer bekommt daher mittels Algorithmen die für ihn relevantesten Inhalte angezeigt. Ob ein Artikel von der New York Times oder einer Seite wie EndingTheFed.com stammt, ist dafür irrelevant. Falschnachrichten gedeihen in diesem Klima besonders gut.
Entscheidend ist allerdings, die Debatte nicht auf einen Konflikt zwischen unverantwortlichen Tech-Disruptoren auf der einen und technologiefeindlichen Politikern bzw. „alten Medien“ auf der anderen Seite zu reduzieren. Auch im digitalen Zeitalter muss jeder Bürger den Wahrheitsgehalt einer Nachricht einschätzen und sich ein unabhängiges Bild von der Welt machen können. Fehlt diese Grundlage, erodiert auf Dauer auch unsere freiheitliche Demokratie. "Zwangsläufig müssen daher auch die Digitalplattformen stärker in die Pflicht genommen werden, wenn es um die Verbreitung von Falschnachrichten geht. Es muss aber auch sichergestellt sein, dass strengere Regeln nicht zu einer Einschränkung von Innovationskraft, Offenheit und individuellen Freiheiten führen," sagt Friedbert Pflüger, Vorsitzender der IE.F.
Die Studie können Sie herunterladen unter:
Pressemitteilung Roland Berger
Kontakt:
Amelie Drünkler
Public Policy & Operations Manager
a.druenkler@ie.foundation