Die IE.F hat mit großem Interesse zur Kenntnis genommen, dass zwei einflussreiche Berichte von Enrico Letta und Mario Draghi zur Lage der EU im Jahr 2024 veröffentlicht wurden bzw. werden. Darin werden die Defizite Europas und die erforderlichen Maßnahmen zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit aufgezeigt. Wir begrüßen die verstärkte Aufmerksamkeit, die diesem Thema zuteil wird und werden uns dafür einsetzen, dass die vielen nützlichen Vorschläge in Maßnahmen umgesetzt werden, die eine echte Wirkung entfalten können.
Die IE.F hat von Anfang an technologieunabhängig gearbeitet, um bessere Bedingungen für Startups und Scale-ups zu schaffen. Ein wesentlicher Aspekt dabei ist der Zugang zu Wachstumsfinanzierungen, damit unsere erfolgreichen Unternehmen auf den globalen Märkten wettbewerbsfähig bleiben können. Wir haben zahlreiche Studien zu diesem Thema verfasst und arbeiten weiterhin daran, das Bewusstsein dafür zu schärfen. Die Notwendigkeit, mehr institutionelle Anleger, beispielsweise Pensionsfonds, dazu zu bewegen, in die europäische Innovationswirtschaft zu investieren, besteht nach wie vor.
Doch über die unmittelbaren Bedürfnisse von Startups und Scale-ups hinaus hat Europa erkannt, dass es endlich seine lang gehegte Vision einer Kapitalmarktunion verwirklichen muss. Derzeit wenden sich zahlreiche vielversprechende europäische Gründer oder Scale-ups für VC-Finanzierungen oder Exits an den US-Markt. Dies liegt daran, dass Europa trotz seiner wachsenden Risikokapital-Landschaft keine vergleichbaren grenzüberschreitenden Kapitalpools oder gar eine vergleichbare Investitionskultur hat. Ironischerweise schneiden viele einzelne Länder recht gut ab, aber wir werden unser Potenzial nur dann ausschöpfen, wenn Investoren, Gründer und Kapitalmärkte wirklich paneuropäisch funktionieren und agieren.
Europas beste Chance besteht darin, die Innovationen, die im Bereich der technischen Forschung und Entwicklung entstehen, zu kommerzialisieren und in den Markt zu bringen. Wir werden uns weiterhin für eine verstärkte unternehmerische Ausbildung in akademischen Ökosystemen einsetzen, bessere Regelungen für Institutionen in diesem Umfeld einfordern und für Strukturen werben, in denen Professoren oder Forscher geistiges Eigentum durch Technologietransfer schnell in den Markt bringen können.
In einem Feld hat Europa bereits heute die Nase klar vorn: Talente. Unsere Universitäten bringen erstklassige Forscher, Programmierer und Gründer hervor, und viele europäische Städte gehören zu den attraktivsten Orten der Welt zum Arbeiten und Leben. Um sich als Standort für Gründer aus aller Welt zu etablieren, muss Europa jedoch noch zahlreiche Hindernisse überwinden. Das reicht von besseren Regelungen für die Mitarbeiterbeteiligung bis hin zu besseren Visa- und Einwanderungsprogrammen.